ELW Kirchweyhe

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  • Beitrag veröffentlicht:4. Mai 2018

Am 04.05.2018 wurde ein neuer Einsatzleitwagen beschafft.

Aufgebaut auf einem modernen Mercedes Sprinter 516 CDI mit einer Gesamtmasse von 5 Tonnen ist das Fahrzeug auch deutlich größer als sein Vorgänger. Mit einem Radstand von 4325 mm und einem Überhang von 2016 mm bietet es viel Platz im Innenraum. Dies ist vor allem aufgrund der neuen Anordnung der Arbeitsplätze notwendig geworden. Die positiven Fahreigenschaften werden durch ein Automatikgetriebe und die Zwillingsbereifung am Heck zusätzlich unterstützt. Die Besatzung des alten Fahrzeugs bemängelte vor allem immer die Platzverhältnisse und die Klimabedingungen. Diese Probleme wurden in den Fokus der Neubeschaffung gesetzt. So hat das Fahrzeug neben der Klimaanlage durch das Fahrgestell eine zusätzliche auf dem Fahrzeugdach verbaut, diese übernimmt die Kühlung des Fahrzeugs im Stand. Auch für den Winter ist das Fahrzeug durch die Standheizung und einen zusätzlichen Wärmetauscher gerüstet.

Wesentliche Veränderungen ergeben sich in der Gestaltung der Arbeitsplätze. Angefangen bei Fahrer- und Beifahrer die jeweils drehbare Einzelsitze haben und deren Sitze somit dann auch an der Einsatzstelle nutzbar bleiben, als Sitzplätze am Besprechungstisch. Die Sitzbank am Besprechungstisch zeichnet sich durch die „Reisebus-Mechanik“ aus. Jeder Einzelsitz ist seitlich und in Fahrtrichtung zu verstellen, sodass auch auf längeren Reisen (z.B. zu Hochwasser-Einsätzen) deutlich mehr Platz auf dieser Sitzbank ist. Auch können die Sitze so auf die persönlichen Bedürfnisse eingestellt werden, sodass von dort am Besprechungstisch gearbeitet werden kann.

Besonders sticht jedoch die Anordnung der Arbeitsplätze im Funkraum heraus. In Fahrtrichtung hintereinander sind die zwei Einzelsitze angeordnet. Jeweils komplett dreh- und verschiebbar, sodass jeder Arbeitsplatz individuell eingestellt werden kann. Der Funktisch ist längs zur Fahrtrichtung zur linken Fahrzeugseite ausgerichtet. Damit ergibt sich je Arbeitsplatz eine Arbeitsfläche von ca. 110 cm Breite! Bisher standen hier nur ca. 160 cm für zwei Arbeitsplätze zur Verfügung. Auch die Unterbringung der persönlichen Ausrüstung ist bei dem Fahrzeug berücksichtigt worden. So findet sich über Beifahrer und Fahrer eine stabile Ablage für Helme und Einsatzjacken, außerdem im Funkraum eine für Einsatzjacken ausgelegte stabile Garderobe. Damit gehört diese „Unordnung“ ebenfalls der Vergangenheit an.

Das Fahrzeug hat eine durchdachte und innovative Energiebilanz. Als Energiespeicher für die Versorgung der Verbraucher ist eine leistungsstarke LiIon-Batterie verbaut. Im Unterschied zu herkömmlichen KFZ-Batterien haben LiIon-Battierien mehrere Vorteile. So kann z.B. wesentlich mehr Kapazität entnommen werden bei gleichzeitig längerer Lebensdauer, gemessen in Ladezyklen. Durch eine Kombination aus Wechselrichter und Ladegerät, die aus dem Marine-Bereich stammt, ist zu jeder Zeit eine stabile Stromversorgung im 230 V Wechselspannungs- und auch im 12 V Bordspannungsbereich gewährleistet. Auch die Überwachung der Spannungsversorgung ist deutlich einfacher geworden. Über ein übersichtliches Display werden alle derzeit zugeführten und abgenommenen Lasten dargestellt. An der Einsatzstelle kommt ein neuer 3 kVA Stromerzeuger zum Einsatz, der das Fahrzeug mit 230 V Wechselspannung versorgt und somit das Ladegerät und die Versorger speist. Auf diese Weise ist ein nahezu unendlicher Betrieb möglich. Allein über die LiIon-Batterie kann das Fahrzeug min. zwei Stunden eingesetzt werden.

Was bisher als „Bastellösung“ realisiert war, ist nun eine integrierte und wartungsfreie Lösung der Kommunikationstechnik geworden. Das Fahrzeug hat eine Telefonanbindung über derzeit eine GSM (Handynetz) Schnittstelle. Eine zweite wäre ohne Aufwand realisierbar. Die Anbindung an die Datennetze erfolgt im Regelfall über LTE, bei schlechter Versorgung kann über die Satellitenanlage ebenfalls eine Datenverbindung aufgebaut werden. Dies kommt vor allem bei Einsätzen in ländlichen Gebieten (Weiße Flecken) oder bei Ausfällen des Handy-Netzes zum Tragen. Dies kann z.B. bei Hochwasser-Lagen im Rahmen der Kreisfeuerwehrbereitschaft oder lokalen Unwetterlagen passieren. Bei längeren Einsätzen ist eine Speisung per Netzwerkkabel in einen außen am Fahrzeug angebrachten Anschlusskasten möglich. Ebenfalls kann sich das Fahrzeug in ein verfügbares WLAN einbuchen. Der verbaute Router ist bis ins Detail konfigurierbar und wählt automatisch die jeweils beste Verbindung aus. Gleichzeitig stellt der Router einen internen AccessPoint bereit und darüber ein WLAN für die mobilen Geräte im Fahrzeug. Bewusst gegen eine weitere Telefonanbindung für ein autarkes Fax wurde sich entschieden, weil dieses Medium für unsere Arbeit in den letzten Jahren quasi bedeutungslos geworden ist. Eine Rückfallebene ist noch über eine Fax2Mail Lösung an einem Festnetzanschluss realisiert.

Die Funktechnik ist nun voll digital ausgelegt. Nachdem bei uns im Landkreis der Wirkbetrieb „Digitalfunk“ erfolgreich läuft, konnte auf fest verbaute analoge Funktechnik verzichtet werden. Entsprechende Handsprechfunkgeräte sind jedoch weiterhin vorhanden. Die Funkgeräte sind über sogenannte Mehrfachbedienstellen zu besprechen. Alle drei verbauten Funkgeräte sind von allen drei Arbeitsplätzen zu bedienen. Dank Headset und Fußtaster kann ohne störende Nebengeräusche je Arbeitplatz gearbeitet werden. Einer der Arbeitsplätze ist mobil ausgelegt, sodass die Bedienstelle mittels Netzwerkkabel vor das ELW oder sogar noch weiter entfernt (z.B. in ein Gebäude oder ein Schnelleinsatzzelt) verlegt werden kann. Die Bedienstellen bieten zudem weiteren Komfort, so kann darüber ebenfalls das Telefon besprochen und sogar Funkgespräche kurzzeitig aufgezeichnet werden.